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+Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations.


Das Unwort "Überbevölkerung"

Neulich bin ich über die Schlagzeile "Overpopulation, overconsumption" gestolpert und habe mich geärgert.

Hier soll in eindringlichen Bildern dem Leser suggeriert werden, das die sogennante “Überbevölkerung” an der Zerstörung der Erde massgeblich verantwortlich ist. Man sieht Bilder von Slums zusammen mit brennenden Ölteppichen und abgeholzten Wäldern. Und so zieht man einen Bogen von einen durch die Landflucht armer Bauern enstandene Städte aus Wellblechhütten zu Naturkatastrophen, die irgendwelche Großkonzerne aus der Petrochemie und Ölförderung zu verantworten haben. In meinen Augen mag es richtig sein, diese wenig lebenswerten Zustände für Mensch und Natur anzuprangern - nur im Gegensatz zu dem Ölkonzern, der an der Sicherheit spart und ihm deswegen seine Ölplattform explodiert, kann der arme Bauer wenig dafür, dass er sein Glück in der Stadt sucht, nachdem Nahrungsspekulanten seine Existenzgrundlage vernichtet haben.

Und so finde ich es falsch, dass wenn man auf die Zerstörung unsere Erde aufmerksam machen will - sich ausgerechnet die Ärmsten der Ärmsten bezieht und von der so genannten “Überbevölkerung” redet. Das ganze ist nämlich nichts als ein Märchen, das die wahren Gründe, wie die unzureichende Ressourcenverteilung, Umweltverschmutzung, der Mangel an sozialer Gerechtigkeit und schlechte Bildung verdunkeln soll.

Und das Wort 'Eugenik' wartet auch schon an der nächste Ecke...

Wir haben hier in Deutschland eine fast doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie in China; komischerweise redet hier aber niemand von einer 1-Kind-Politik. Wenn wir z.B. die Wohndichte von Berlin nehmen würden und von einer Weltbevölkerung von ca. 7 Milliarden ausgehen, bräuchte die Menschheit gerade einmal einen Flächenbedarf von 2 Millionen qkm (Parks, Straßen und andere wichtige Infrastruktur inklusive)! Das heißt nichts anderes, als das wir alle nur ein Staat wie z.B. von der Fläche Algeriens oder Argentiniens benötigen und wir würden uns dabei nicht mal auf die Füße steigen.

Zusätzlich leben wir hier in Deutschland in einer Welt, in der jeder 2. unter Übergewicht leidet, fast ein Viertel seiner gekauften Lebensmittel weg wirft und die Wahrscheinlichkeit seiner Fortpflanzung immer mehr in den Keller geht.

Wenn wir bei unserer Rechnung oben bleiben, benötigen wir etwa 10 Mio. qkm zum Anbau von Lebensmitteln. Nehmen wir nun die Landfläche unserer Erde - die etwa 150 Mio. qkm beträgt - merkst du selber, dass wir theoretisch das 10fache an Menschen satt kriegen könnten.

Warum wir es dann nicht mal schaffen, alle mit Nahrung heute zu versorgen, lässt sich leicht beantworten: “ Zehn weltumspannende Konzerne kontrollieren 85 Prozent der weltweit gehandelten Grundnahrungsmittel. Diese Konzerne entscheiden, wer isst und lebt oder wer hungert und stirbt. Die Frage von Leben und Tod ist die nach dem Zugang zur Nahrung und nicht nach der Produktion der Nahrung.” (Jean Ziegler, ehemals UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung)

* siehe auch: http://www.heise.de/tp/artikel/39/39104/1.html


Das Geschäft mit dem Mitleid

Mittlerweile hat wohl jeder die “Ice-Bucket-Challange” mitbekommen. Man darf auch annehmen, dass viele Leute, die sich Eiswasser aus einem Kübel über den Kopf geschüttet haben, wohl erst später erfahren haben, dass die “Challange” auch einen karitativen Hintergrund hat. Man soll also Geld spenden für einen guten Zweck und das ganze ist auch noch mit Spass oder zumindest Schadenfreude verbunden, wenn irgendwelche Promis sich linkisch Wasser übern Kopf schütten.

Offenbar hat diese “Eiswasser-über-den-Kopf-Schütten” schließlich für einen rießigen Geldfluss an diese Stiftung gesorgt; jedenfalls wurden jetzt Meldungen laut, dass die Stiftung gar nicht wüsste, was sie mit dem ganzen Geld anstellen soll. Außerdem wäre die Struktur der Organisation so, dass sie den Großteil der Spenden für Mitarbeitergehälter verprassen. So soll sich die Präsidentin der “ALS Association” ein stattliches Jahregehalt in Höhe von 339.475 Dollar gegönnt haben.

Wer sich bereits mit dem Dickicht der Spendenindustrie in Form einer Arte-Doku befasst hat, wird aber bereits geahnt haben, das hier etwas faul sein könnte. Leser des Buches "Die Spendenmafia: Schmutzige Geschäfte mit unserem Mitleid" hätte wahrscheinlich nichts mehr gewundert.

Ich hatte schon öfters die Diskussion, mit Leuten, die auf der Strasse angesprochen wurden, ob sie nicht für einen guten Zweck spenden wollen. Und das sie sich halt wegen schlechtem Gewissen und Unwissen überreden haben lassen, dass Scheckbuch zu greifen.

Ich wage dann zu behaupten, dass man mit dieser Spende in erster Linie die Marketingfritzen und die Schlepperbanden aus den Einkaufszentren bezahlt und eben sich der Bezirksleiter davon einen neuen Firmenwagen kauft. Was nicht vorher schon auf Grund von Bürokratie in Deutschland bleibt, versickert dann anschließend bei den korrupten Behörden vor Ort oder zerstört möglicherweise jegliche Eigeninitive der Betroffenen.

Die sogenannte “Entwicklungshilfe” war schon immer ein Mittel, Länder in der sogenannten 3.Welt für unsere Wirtschaft zu öffnen oder eben mit Finanzmitteln und Rüstungshilfe eine korrupte Regierung gegen einen politischen Gegner zu positionieren. Oder um sich selbst zu berreichern, indem man Teppiche schmuggelt.

Ich will damit nicht sagen, dass 100% aller Stiftungen/Hilfsprojekte Hoax sind, weil das Geld in die falschen Kanäle geht - Ich will damit nur sagen, dass der, der "das Helfen" zu einem konsumerischen Akt verkommen lässt, um sein Gewissen zu beruhigen - einfach nichts verstanden hat! Gerade weil auch jeder Depp für jeden Scheiß a Blechbüchsn rumgehen lassen kann… und es kein Arsch kontrolliert!

Ich finde es krass, wenn Leute ihre Freizeit opfern, um während der Zeit z.B. Kriegsopfer in Krisenregionen zu operieren (wie Ärzte ohne Grenzen) . Wer dagegen irgendwelchen Projekten einfach blind Geld spendet (und am besten auch noch vor Freunden mit der angeblichen Großherzigkeit angibt), ohne sich damit zu befassen, ob dieses Geld dann auch wirklich den Bedürftigen zu Gute kommt, der soll das Geld doch lieber einfach einem Menschen in seinem Umfeld in die Hand drücken, der wirtschaftlich nicht so gut gestellt sind.

Arme gibt es unserer Gesellschaft genug - genau weil der Staat sich immer mehr (und aus der Verantwortung) zurückzieht und das Feld karitativen Einrichtungen überlässt, die gleichzeitig wirtschaftlich handeln und auch noch in Konkurrenz zueinander stehen.

Und gerade wenn man sich die politischen Hintergründe ansieht, die die Krisen und die unmenschlichen Lebensbedinungungen wie z.B. in Darfur oder in Haiti mit verursacht haben (neben den extremen Wetterbedingungen hervorgerufen durch den Klimawandel) und gleichzeitig begreift, wie wir unserer Wohlstand mit Waffenexporten und Nahrungsmittelspekulationen vergrößern, versteht sehr schnell, dass dieses “RettetdenRegenwaldPatenonkelPartnerschaftszertifikat” an der Wand unsere Welt wohl nicht retten wird.

the drones are coming

Pakistan: Warum Drohnen keine Option sind

In meinen Augen ist der Einsatz von Kampfdrohen keine Option um einen lokalen bewaffneten Konflikt zu stoppen. Es ist keine “Wunderwaffe”, es ist einfach nur ein weit verbreitetes Trägersystem - an einem modernen Kriegsschauplatz seit 10 Jahren nicht mehr wegzudenken - und keine chirurgische Präzisionswaffe.

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